Man weiß heute, dass intensives Gewichtstraining den körpereigenen anabolen, d.h. muskelaufbauenden Prozess unterstützt. Ironie des Schicksals, dass Gewichtstraining auch einen Abbau von Muskelgewebe verursacht. Optimal wäre es also, dass die durch das Training gesteigerte Proteinsynthese den gesteigerten Proteinabbau übersteigt. Das Ergebnis wäre eine Zunahme an Größe und Kraft.
Studien haben gezeigt, dass Glutamin genau dies unterstützt – es erhöht die Proteinsynthese und verhindert den Proteinabbau, was bedeutet, dass es sowohl anabol als auch antikatabol wirkt.
Wirkungsweise von Glutamin beim Muskelaufbau
Glutamin wird für die normale Proteinsynthese im Muskel benötigt. Glutamin ist (wie andere Aminosäuren auch) ein Baustein des Muskelgewebes, das heißt, ohne hohe Glutaminkonzentration im Muskel kann kein Muskelwachstum stattfinden.
Die muskelaufbauende Wirkung von Glutamin beruht darüber hinaus auf einer Steigerung der Zellhydration bzw. des Zellvolumens der einzelnen Muskelzellen. Neuere Studien ^1 scheinen die Hypothese zu bestätigen, dass nicht die Stickstoffbilanz sondern (wahrscheinlich sogar in erster Linie) der Hydratationszustand der Zelle für die Proteinsynthese ausschlaggebend ist. Eine Zunahme des zellulären Hydratationszustands (Zellschwellung) wirkt anabol und fördert die Protein- und Glykogensynthese, während umgekehrt eine Abnahme des zellulären Hydratationszustandes (Zellschrumpfung) katabol wirkt.
Insbesondere geht man in der neueren Ernährungswissenschaft davon aus, dass beim Altern, der Muskelrückgang weniger auf eine negative Stickstoffbilanz (also zu geringe Proteinzufuhr) als vielmehr auf den geringeren Hydratationszustand der Muskelzellen zurückzuführen ist. Man könnte fast wie bei Pflanzen sagen, dass man beim Altern austrocknet bzw. verdorrt.
Glutamin ist in diesem Zusammenhang ein hervorragendes „Anti-Age“- Supplement, was man vielleicht einmal den Frauen, die Falten mit Cremes bekämpfen wollen, sagen sollte. Der Vorgang der Muskel-Zell-Hydratation (Wassereinlagerung) ist jedoch nicht mit der vermehrten Wassereinlagerung bei einem Ungleichgewicht von Natrium und Kalium zu verwechseln. Bei diesem Ungleichgewicht wird das Wasser im Unterhautfettgewebe eingelagert, wodurch die Muskulatur schwammig aussieht. Bei der Muskel-Zellhydratation wird das Wasser direkt in den Zellkern eingelagert, das Volumen dadurch vergrößert und die Muskulatur sieht härter und voller aus.